Badisches Landesmuseum

Digitaler Museumskoffer Römer am Oberrhein

Badisches Landesmuseum

Das Imperium Romanum

Im Römischen Reich lebten über 50 Millionen Menschen. Die römischen Soldaten hatten vom 3. Jahrhundert v. Chr. bis zum 2. Jahrhundert n. Chr. ein Gebiet erobert, das über drei Kontinente reichte: Europa, Afrika und Asien. Dabei erstreckte sich das Reich unter anderem über die heutigen Länder Großbritannien, Frankreich und Spanien im Norden und Westen, über die nordafrikanischen Staaten im Süden, im Osten über den Balkan, Griechenland, die Türkei und Syrien bis in den Irak. Dieses riesige Gebiet unterteilten die Römer in verschiedene Provinzen.

Die Region Baden gehörte in römischer Zeit zur Provinz Obergermanien, auf Latein Germania superior. Hier lebten Germanen und Kelten. Nachdem die Römer dieses Land erobert hatten, änderte sich das Leben für die Menschen in vielen Bereichen. So übernahmen sie die lateinische Schrift und Sprache, aber vor allem auch die römische Lebensweise: Sie lebten in städtischen Siedlungen, trieben Handel und bezahlten mit römischen Münzen; sie bauten Straßen und Wasserleitungen. Auch Kleidung, Schmuck, Geschirr, Werkzeug und alltägliche Gegenstände waren nun römisch. Diese Aneignung römischer Kultur in den Provinzen wird „Romanisierung“ genannt. Auf der anderen Seite bewahrten die Menschen aber auch ihre keltischen und gallischen Traditionen.


Introfilm Römer am Oberrhein


Die Provinz Obergermanien entsteht

Spiegel mit dem Porträt des Kaisers Domitian

Datierung: Regierungszeit des Domitian; 81–96 v. Chr.
Maße: Durchmesser: 11,8 cm
Material: Silber
Fundort: vermutlich Iran
und heute: Der Spiegel ist im Badischen Landesmuseum in der Ausstellung Antike Kulturen II zu sehen.

Auf der Rückseite des silbernen Spiegels ist der römische Kaiser Domitian zu sehen. Der Lorbeerkranz auf seinem Kopf kennzeichnet ihn als Herrscher. Er regierte von 81–96 n. Chr. Domitian gründete die Provinz Obergermanien. Diese große Leistung ließ er auf einigen seiner Münzen verewigen. Dort steht zu lesen: Germania capta, „Germanien ist gefangen“.

Die Provinz Obergermanien grenzte direkt an das Gebiet der „freien“ Germanen, deren Land nicht von den Römern erobert worden war. Mit der Ausbreitung des Römischen Reiches verschob sich auch die Grenzlinie, der Limes (Lateinisch für „Grenzweg“, „Grenze“), immer wieder. Der Obergermanisch-Rätische Limes bildete schließlich auf 550 km Länge die Ostgrenze des Römischen Reichs gegen die Germanen. Zunächst war die Grenze, an der die Soldaten patrouillierten, mit hölzernen Palisaden-Zäunen, Wällen und Gräben oder Steinmauern geschützt. Um sie zusätzlich zu sichern, bauten die Römer auch Wachtürme und befestigte Militärlager: die Kastelle. Der Limes war aber keine reine Befestigungsanlage, sondern diente der Kontrolle des Grenzverkehrs, zum Beispiel von Händlern und Reisenden, die nach Germanien wollten oder von dort kamen.


Römische Soldaten erobern die Welt

Ein Offizier in der Fremde

Grabstein des Centurio Lucius Valerius Albinus

Datierung: Regierungszeit des Kaisers Vespasian, 69–79 n. Chr.
Material: Sandstein
Maße: Höhe: 172 cm; Breite: 68 cm; Tiefe: 23 cm
Fundort: Offenburg
und heute: Der Grabstein ist im Badischen Landesmuseum in der Ausstellung Römer am Oberrhein zu sehen.

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    Dieser Grabstein zeigt einen Centurio, einen Offizier im römischen Heer. Er hieß Lucius Valerius Albinus und kam vermutlich während der römischen Eroberung nach Obergermanien. Als Zeichen seines hohen militärischen Rangs hält er in der linken Hand den Exerzierstock, in der rechten sein Schwert. Er trägt die typische Kleidung eines Soldaten: einen Wollmantel mit Kapuze, darunter wohl ein Kettenhemd und eine Tunika sowie einen Gürtel, wahrscheinlich auch kurze Hosen. 

    Aus der Inschrift auf dem Grabstein wissen wir, dass der Centurio Lucius Valerius Albinus hieß und aus Sevilla in Spanien stammte. Sein dreiteiliger Name aus Vornamen, Familiennamen und Beinamen verrät, dass er das römische Bürgerrecht besaß. Er gehörte zu einer sogenannten Hilfstruppe („Auxiliartruppe“ von Lateinisch auxilium = Hilfe) des römischen Heeres. Diese bestand aus den Bewohnern der Provinzen.


Gut zu Fuß

Sieben römische Schuhnägel (clavi)

Datierung: 1.-3. Jahrhundert n. Chr.
Material: Eisen
Maße: Länge: 0,7-1,4 cm; Breite: 1,1-2,0 cm; Höhe: 0,9-1,0 cm
Fundort: Brigobannis, römische Siedlung in Hüfingen
und heute: Die Nägel sind im Badischen Landesmuseum in der Ausstellung Archäologie in Baden zu sehen.

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    Die meisten römischen Schuhe besaßen genagelte Sohlen. Die römischen Soldaten trugen spezielle, sehr stabile Schuhe, die man caligae nannte. Es waren Schnürsandalen, die bis zum Knöchel reichten. Sie bestanden aus einem einzigen Stück Leder, das zugeschnitten und ohne zusätzliches Nähen verarbeitet wurde. Mindestens 80 bis 100 solcher Eisennägel waren nötig, um die mehrschichtigen Sohlen zusammenzufügen. So wurden die Schuhe stabiler, aber bei Regen konnten die Soldaten wegen der Eisenköpfe der Nägel auf den mit Stein gepflasterten Straßen leicht ausrutschen.

    Für einen Soldaten war wichtig, dass er besonders gut zu Fuß war. Er musste mindestens 1,63 m groß und in der Lage sein, 36 km in fünf Stunden zu gehen – und das mit Rüstung, Waffen und einem Gepäck aus Kleidung, Feldflasche, Proviant und Kochgeschirr von bis zu 44 kg!


Soldaten im Kastell

Lanzenspitze

Datierung: 2.–3. Jahrhundert n. Chr.
Material: Eisen
Maße: Länge: 24,1 cm; Breite: 4,2 cm; Höhe: 2,2 cm
Fundort: römisches Doppelkastell in Osterburken
und heute: Die Lanzenspitze ist im Badischen Landesmuseum in der Ausstellung Archäologie in Baden zu sehen. Du kannst sie im Digitalen Katalog vorbestellen und sie dir zur genaueren Betrachtung vorlegen lassen.

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    Die Lanzenspitze war an einem hölzernen Schaft befestigt. Solche Lanzen verwendeten die Soldaten als Stoß- oder Wurflanze zum Angriff.

    Die Lanzenspitze wurde im römischen Kastell in Osterburken am Obergermanisch-Rätischen Limes gefunden. Es war ein Stützpunkt der Hilfstruppen („Auxiliartruppen“), die die Grenze kontrollierten. Diese Hilfstruppen waren in der Regel leichter bewaffnet als die Legionäre. Letztere waren schwer bewaffnete Fußsoldaten (Infanterie) mit Körperpanzer, Helm, großem Schild, Schwert, Dolch und Wurfspeer. Die Hilfstruppen dagegen waren oft beritten und deswegen sehr mobil. Sie kämpften vor allem mit Fernwaffen, zum Beispiel Pfeil und Bogen, Speer oder Lanze.

    Um die Kastelle herum entstanden oft kleinere Siedlungen, die „Kastelldörfer“, die die Soldaten mit Waren und Dienstleistungen versorgten. Hier wohnten auch die Familien der Soldaten.


Vom Soldaten zum Bürger

Militärdiplom

Datierung: 6.10.134 n. Chr.; Regierungszeit des Kaisers Hadrian; 117–138 n. Chr.
Material: Bronze
Maße: Höhe: 10,0 cm; Breite: 12,4 cm
Fundort: Ost-Kastell in Neckarburken
und heute: Das Militärdiplom ist im Badischen Landesmuseum in der Ausstellung Römer am Oberrhein zu sehen.

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    Erst Anfang des 3. Jahrhunderts erhielten alle Provinzbewohner von Kaiser Caracalla das römische Bürgerrecht. Vorher gab es für Männer die Möglichkeit, sich dieses durch 25 Jahre Militärdienst in den Hilfstruppen der Armee zu verdienen. Das römische Bürgerrecht brachte viele Vorteile: Zum Beispiel konnten die Männer nun eine nach römischem Gesetz anerkannte Ehe schließen, das Bürgerrecht ihren männlichen Nachkommen vererben oder sich für ein öffentliches Amt bewerben.
    „Militärdiplome“ dokumentieren, dass die Soldaten von bestimmten Einheiten das Bürgerrecht vom Kaiser verliehen bekommen hatten. Sie wurden den Soldaten in einer Abschrift ausgehändigt; die originale Bronzetafel bewahrte man in Rom auf. In diesem Militärdiplom aus Neckarburken erteilt Kaiser Hadrian das Bürgerrecht den Soldaten zahlreicher Hilfstruppeneinheiten.

    Ein römischer Soldat kam meist mit Anfang 20 in die Armee. In den „Ruhestand“ ging er im Alter von ca. 40 bis 50 Jahren. Dies war jedoch nur drei von fünf Soldaten vergönnt, die anderen starben vorher.


Straßen in Obergermanien

Straßen und Wege zum besseren Vorankommen

Ziegel mit Stempel einer römischen Legion

Datierung: 70-101 n. Chr.
Material: Ton
Maße: Länge: 29,2 cm; Breite: 28,5 cm; Tiefe: 3,7 cm
Fundort: Brigobannis, römische Siedlung in Hüfingen
und heute: Der Ziegel ist in der Ausstellung Archäologie in Baden zu sehen.

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    Dieser Dachziegel wurde in einer Ziegelei der 11. Legion, das heißt einer Einheit römischer Legionäre, die in Windisch (Lateinisch: Vindonissa) stationiert war, hergestellt. Die Herkunft ist auf dem Stempel zu lesen: LEG(io) XI C(laudia) P(ia) F(idelis). LEG steht dabei für „Legion“, „XI“ sind die römischen Ziffern für 11, das „C“ steht für „claudisch“. Die 11. Legion half Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. beim Ausbau der Straßen. Sie erhielt von Kaiser Claudius den Ehrennamen „Pia Fidelis“, „pflichtbewusst und treu“.

    Der Ziegel wurde bei Hüfingen gefunden. Die Siedlung der römischen Zeit hieß Brigobannis. Vermutlich beteiligten sich die Soldaten der 11. Legion auch beim Bau der dort vorbeiführenden Kinzigtalstraße. Diese war eine bedeutende Ost-West-Verbindung vom Limes an den Rhein. Dort kreuzte sie die große Straße, die auf der rechten Rheinseite Obergermanien mit der römischen Provinz Niedergermanien im Norden und dem Alpenraum im Süden verband.

    Den römischen Kaisern war es wichtig, gute Straßen anzulegen, für Soldaten, aber auch für den Nachrichtendienst und für Händler und Reisende. Da die meisten römischen Straßen mit Stein gepflastert waren, konnte man schneller und bequemer auf ihnen reisen, auch bei schlechtem Wetter. Denn auf ungepflasterten Straßen blieben dann vor allem die von Ochsen gezogenen Wagen der Händler und Reisenden im Schlamm stecken. Die Römer schufen somit eine hervorragend funktionierende Infrastruktur.


Meilen- und Leugensteine

Leugenstein des Severus Alexander

Datierung: 222 n. Chr., Regierungszeit des Kaisers Severus Alexander, 222–235 n. Chr.
Material: Buntsandstein
Maße: Höhe: 190 cm; Durchmesser: 43 cm
Fundort: römische Siedlung Vicus Senotensis, Remchingen-Wilferdingen
und heute: Der Leugenstein ist im Badischen Landesmuseum in der Ausstellung Römer am Oberrhein zu sehen.

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    Dieser Leugenstein ist dem Kaiser Severus Alexander geweiht. Auf ihm steht geschrieben, dass es von seinem Standort aus 17 Leugen bis zur Stadt Aquae sind. Die römische Stadt Aquae heißt heute Baden-Baden und 17 Leugen entsprechen 37,4 km. Das ist die Entfernung von Baden-Baden zum Fundort des Steines in Remchingen-Wilferdingen. Der Leugenstein gab den Reisenden also Auskunft, wie weit es bis zur nächsten Stadt war. Solche Steinsäulen waren bis zu 3 m hoch. Die Strecke maß man entweder in römischen Meilen (1 Meile = 1,478 km) oder in Leugen, einem in den Nordwestprovinzen verbreiteten Längenmaß vielleicht keltischen Ursprungs (1 Leuge = 2,2 km) – je nachdem handelt es sich um einen Meilen- oder einen Leugenstein.

    Die Meilen- und Leugensteine dienten als Wegweiser und Entfernungsmesser und sorgten auf den über 100.000 km Straßennetz im gesamten Reich für Orientierung. Außerdem gab es Landkarten, in denen neben den Straßen und vor allem den Raststationen auch Gebirge, Länder, Flüsse, Meere, ebenso wie Städte, Dörfer und Tempel eingezeichnet waren.


Keramikhandwerk in Obergermanien

Rheinzabern, ein Keramikzentrum in Obergermanien

Trinkbecher aus Terra Sigillata

Datierung: 2.–3. Jahrhundert n. Chr.
Material: Ton
Maße: Höhe: 7,8 cm; Durchmesser: 7,6-11,0 cm
Fundort: Rheinzabern (Tabernae)
und heute: Der Becher ist im Badischen Landesmuseum in der Ausstellung Römer am Oberrhein zu sehen.

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    Das Besondere an solchen Terra Sigillata-Gefäßen ist auf der einen Seite der sehr feinkörnige Ton, den die Töpfer verwendeten. Auf der anderen Seite zeichnet die Gefäße die glänzend rote Oberfläche aus. Diese entstand durch das Eintauchen des Gefäßes in einen stark eisenhaltigen Ton. Beim Brand mit hoher Temperatur (um die 900 Grad) oxidierte das Eisen im Ton, das heißt, es gab eine chemische Reaktion der Eisenteilchen mit Sauerstoff, und so bildete sich die rote Farbe heraus. Terra Sigillata-Gefäße verwendeten die Römer überall im Reich als feines Tafelgeschirr.

    Der Becher wurde in einem wichtigen Zentrum für die Herstellung von solchen Terra Sigillata-Gefäßen gefunden und dort auch hergestellt: Tabernae in der Provinz Obergermanien, das heutige Rheinzabern. Dargestellt sind zwei Vögelchen und Weinblätter. Diese besondere Art der Verzierung wurde mit der sogenannten Barbotine-Technik angebracht. Dabei spritzte man die Verzierung aus dickflüssigem Ton aus einem kleinen Lederbeutel auf das Gefäß, bevor man es zum Brennen in den Ofen gab. Die Motive der Verzierungen unterschieden die Produktionsstätten voneinander. Gefäße, die in Tabernae hergestellt wurden, entdeckten Archäolog*innen zum Beispiel auch in England und Ungarn. Das zeigt, dass Terra Sigillata jahrhundertelang eine wichtige Handelsware war.


Die Herstellung der Terra sigillata

Bodenscherbe eines Terra Sigillata-Gefäßes mit Stempel

Datierung: 2.–3. Jahrhundert n. Chr.
Material: Ton
Maße: Durchmesser: 6,1 cm; Höhe: 1,8 cm
Fundort: Limesgebiet
und heute: Die Scherbe ist im Badischen Landesmuseum in der Ausstellung Archäologie in Baden zu sehen. Du kannst sie dir über den Digitalen Katalog bestellen und dann sogar anfassen.

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    Terra sigillata ist Latein für „gestempelte Erde“. Die moderne Bezeichnung stammt daher, dass diese Keramik mithilfe von Formschüsseln hergestellt wurde. In diese hatte man vorher die Verzierung eingestempelt. Bei der Herstellung des Gefäßes auf der Töpferscheibe presste der Töpfer den Ton in die Formschüssel. In deren eingestempelte Vertiefungen gedrückt, formte sich im feuchten Ton der Außenwand des Gefäßes die Verzierung als Relief ab. Durch diese Art der Produktion war es möglich, reliefverzierte Gefäße schnell und ohne großen Aufwand herzustellen – das machte die Terra sigillata zu einem Massenprodukt.

    Auf dem Boden dieses Terra sigillata-Gefäßes befindet sich ein Stempel, auf dem zu lesen ist: „LENVS FE(cit)“, das bedeutet „Lenus hat es gemacht“. Der Stempel nennt den Hersteller, wahrscheinlich den Besitzer der Töpferei oder den Töpfer des Gefäßes. Aufgrund der Herstellerstempel konnte man die Gefäße aus verschiedenen Werkstätten, die im selben Ofen gebrannt wurden, unterscheiden. Denn mehrere Handwerker nutzten einen Ofen gemeinsam. Noch heute helfen die Stempel den Archäolog*innen. Denn so können sie nachvollziehen, aus welcher Werkstatt die Gefäße kommen.


Die Herstellung einer Terra Sigillata-Bilderschüssel

© Schnorr Keramik GmbH Rheinzabern

Die Herstellung einer Terra Sigillata-Bilderschüssel: 1. Rohton, wie er aus dem Boden gewonnen wird.
1. Rohton, wie er aus dem Boden gewonnen wird.

2. Nach Kneten und Rollen Abschneiden mit einem Draht.

Die Herstellung einer Terra Sigillata-Bilderschüssel: 3. Formen des Rohlings auf der Töpferscheibe.
3. Formen des Rohlings auf der Töpferscheibe.

4. Hochziehen der Gefäßwände bis 1 cm Dicke.
4. Hochziehen der Gefäßwände bis 1 cm Dicke.

5. Glätten der Oberfläche.
5. Glätten der Oberfläche.

6. Abschneiden des Rohlings mit Draht und Abheben.
6. Abschneiden des Rohlings mit Draht und Abheben.

7. Vorgefertigte, gebrannte Negativformen.
7. Vorgefertigte, gebrannte Negativformen.

8. Einsetzen des Rohlings in die Form und Befestigung auf der Töpferscheibe.
8. Einsetzen des Rohlings in die Form und Befestigung auf der Töpferscheibe.

9. Eindrücken des Tons in die Form mit einem Schwamm und Glätten der Oberfläche.
9. Eindrücken des Tons in die Form mit einem Schwamm und Glätten der Oberfläche.

10. Die gebrannte Negativform entzieht dem Ton Feuchtigkeit. Dauer: 1 Tag
10. Die gebrannte Negativform entzieht dem Ton Feuchtigkeit. Dauer: 1 Tag

11. Drehen des Standfußes und Antrocknen.
11. Drehen des Standfußes und Antrocknen.

12. Nach einem Tag: Entnahme des ledertrockenen Rohlings und Glätten der Stellen ohne Dekor.
12. Nach einem Tag: Entnahme des ledertrockenen Rohlings und Glätten der Stellen ohne Dekor.

13. Anbringen des Standfußes mithilfe von Schlicker (Wasser-Mineral-Gemisch).
13. Anbringen des Standfußes mithilfe von Schlicker (Wasser-Mineral-Gemisch).

14. Fertig montierte Schale, bereit zum Brennen.
14. Fertig montierte Schale, bereit zum Brennen.

15. Ware im Ofen vor dem Brennen.
15. Ware im Ofen vor dem Brennen.

16. Ware im Ofen nach dem Brennvorgang von 24 Stunden bei ca. 980°C mit typisch rötlicher Färbung.
16. Ware im Ofen nach dem Brennvorgang von 24 Stunden bei ca. 980°C mit typisch rötlicher Färbung.


Leben in der Stadt und auf dem Land

Stadt und Dorf

Ehreninschrift für den Kaiser Caracalla

Datierung: 197 n. Chr., Regierungszeit des Kaisers Septimius Severus; 193–211 n. Chr.
Material: Buntsandstein
Maße: Höhe: 90,0 cm; Breite: 68,2 cm; Tiefe: 24,0 cm
Fundort: Baden-Baden (Aquae)
und heute: Der Stein ist im Badischen Landesmuseum in der Ausstellung Römer am Oberrhein zu sehen.

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    Diese Ehreninschrift widmeten die Bürger von Aquae, dem heutigen Baden-Baden, dem späteren Kaiser Caracalla, dem Sohn des Kaisers Septimius Severus, im Jahr 197 n. Chr. In diesem Jahr war der junge Caracalla im Alter von 10 Jahren zum offiziellen Thronfolger (Lateinisch Caesar) ernannt worden. Vielleicht hat sich Caracalla auch als Erwachsener, während seiner Feldzüge in Obergermanien, in Baden-Baden aufgehalten.

    Baden-Baden, das in römischer Zeit Aquae (Lateinisch für „Wasser“) hieß, war der Hauptort der Civitas Aquensis. Das Wort civitas bezeichnete eine Bürgergemeinde bzw. eine Stadt mit zugehörigem Umland. Die Hauptorte, wie zum Beispiel Aquae, besaßen öffentliche Bauwerke wie eine öffentliche Platzanlage (Forum), Theater, Markthallen, Tempel und Thermen. Civitas war außerdem die Bezeichnung einer Verwaltungseinheit in der Provinz.

    Darüber hinaus gab es auf dem Land kleinere städtische Siedlungen (vici), in denen vor allem Handwerker und Händler lebten. Ihre Wohnhäuser waren wie Reihenhäuser entlang der Straßen gebaut. In den Wohnhäusern befanden sich oft Werkstätten für die Handwerksbetriebe, zum Beispiel Töpfer, Schmiede, Bronzegießer, Glasmacher und Schuster.


Die Villa rustica

Wandmalerei aus einer Villa rustica

Datierung: 2. Hälfte 2. – 1. Hälfte 3. Jh. n. Chr.
Material: Kalkmörtel
Maße: Höhe (gesamt): 18 cm; Breite: 17 cm; Dicke: 3,7 cm
Fundort:Villa rustica in Wössingen, „Frühmeßgärten“
und heute: Die Wandmalerei ist im Badischen Landesmuseum in der Ausstellung Römer am Oberrhein zu sehen.

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    Die Malerei zierte einst die Wand eines römischen Gutshofs in Obergermanien. In einer solchen Villa rustica wohnte ein wohlhabender Grundbesitzer mit seiner Familie. Es gab tausende dieser Landgüter in der Provinz Obergermanien. Mit ihrer Bauweise vorwiegend aus Stein oder einem Steinfundament und Fachwerkwänden sowie ihrer Innenausstattung unterschieden sich die Villen von den Häusern der vorrömischen Zeit, in der man vor allem mit Holz und Lehm gebaut hatte.

    Eine Villa rustica war komfortabel ausgestattet. Sie besaß fast immer eine Fußbodenheizung (Hypokaustum), manchmal Mosaikböden und oft Wandmalereien. Baderäume (Thermen) mit Wasserleitungen und -becken dienten der Körperpflege. An das Wohngebäude schloss sich ein großer Wirtschaftsbereich an. Er umfasste Stallungen, Scheunen, Speicher und Werkstätten. Die Hauptaufgabe der Villa war die Landwirtschaft und die Versorgung der Stadtbewohner*innen mit landwirtschaftlichen Produkten. Auf den Gutshöfen arbeiteten viele Bewohner*innen der Umgebung.


Vorratshaltung und Lagerung in einer Villa

Römischer Keller

Datierung: 2. Hälfte 2.–2. Hälfte 3. Jh. n. Chr.
Material: Buntsandstein, Kalkmörtel
Fundort:Villa rustica in Walzbachtal-Wössingen
und heute: Den römischen Keller der Villa rustica von Wössingen baute man nach der Ausgrabung 1966 ab und versetzte das Original ins Badischen Landesmuseum, in die Ausstellung Römer am Oberrhein.

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    Im Keller einer Villa rustica wurden Lebensmittel in Regalen, meist in verschiedenen Tongefäßen, wie zum Beispiel großen Amphoren, oder Holzfässern gelagert. Die unterirdische oder halb unterirdische Lage des Kellers sorgte für eine natürliche Kühlung der Lebensmittel, so dass sie nicht so schnell verdarben. Die schrägen Lichtschächte in der Wand ließen Tageslicht herein, dienten aber auch der Belüftung. Manchmal fanden sich in den Kellern auch runde Steintische.

    In den Rundnischen der Wände standen häufig Öllampen, manchmal vielleicht auch Götterbildnisse. Die Gottheiten sollten das Haus und die Bewohner*innen schützen.


Neue Importe aus dem Süden?

Schale eines Pfirsichkerns

Datierung: römisch
Material: Pfirsichkern
Maße: Höhe: 0,6 cm; Breite: 1,5 cm; Länge: 1,9 cm
Fundort: römischer Töpferbezirk bei Stettfeld
und heute: Der Kern ist in im Badischen Landesmuseum der Ausstellung Archäologie in Baden zu sehen.

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    Diese Schale eines Pfirsichkerns stammt aus dem Töpferbezirk der römischen Siedlung von Stettfeld. Schon im 2. Jahrhundert n. Chr. bauten die Menschen hier am Oberrhein Pfirsiche an – ein Obst, das es vor der Ankunft der Römer nördlich der Alpen nicht gab! Die Römer brachten auch noch andere Kulturpflanzen und Produkte mit hierher. Damit änderte sich nicht nur der Speiseplan der Menschen, sondern auch die Landschaft. Mit den Römern kamen verschiedene veredelte und ertragreiche Obstbäume in das Gebiet nördlich der Alpen. Auch Wein brachten die Römer mit. In Obergermanien bauten die Menschen Wein nicht für den Handel, sondern für den Eigenbedarf an – im Gegensatz zu den Gebieten links des Rheins, wie zum Beispiel Gallien, von wo aus Wein in weite Teile des Reiches exportiert wurde.

    Die Äcker und Felder, die die Städte mit Lebensmitteln versorgten, lagen um die Villen herum. Man baute unter anderem Getreide, Obst, Gemüse und Kräuter an; außerdem wurden verschieden Nutztiere – Kühe, Schweine, Schafe, Ziegen, Geflügel und Fische – gehalten.


Die Welt der Götter

Römisch-keltische Götterpaare

Weihrelief für den römischen Mercur und die keltische Rosmerta

Datierung: 2.–3. Jahrhundert n. Chr.
Material: Buntsandstein
Maße: Höhe: 90,0 cm; Breite: 88,0 cm; Dicke: 27,0 cm
Fundort: römische Siedlung Vicus Senotensis, Nöttingen-Remchingen
und heute: Das Relief ist im Badischen Landesmuseum in der Ausstellung Römer am Oberrhein zu sehen.

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    Merkur ist der römische Gott der Händler und Handwerker und Rosmerta eine keltische Göttin, die wahrscheinlich Glück und Wohlstand garantiert. Gemeinsam erscheinen beide auf diesem Steinrelief als Götterpaar. Rosmerta trägt eine Opferschale und, ebenso wie ihr Begleiter, einen Geldbeutel. Dieser ist eigentlich ein typisches Accessoire ihres römischen Partners Merkur. Solche Götterpaare mit  einer männlichen römischen und einer weiblichen keltischen Gottheit sind typisch für die religiösen Vorstellungen in den Gebieten des Römischen Reichs, die früher von Kelten besiedelt waren, so auch in Obergermanien.

    In römischer Zeit verehrte man viele verschiedene Gottheiten. Natürlich gab es auch in Obergermanien schon vor der Ankunft der Römer Gött*innen, zu denen die Menschen beteten. Im Römischen Reich herrschte in Religionsfragen große Toleranz: Alle Einwohner*innen durften selbst entscheiden, welche Gottheiten sie verehrten. Auch nicht römische Gött*innen finden sich daher noch in römischer Zeit. Dass römische und keltische oder germanische Gottheiten gleichzeitig verehrt wurden, zeigt sich an solchen Götterpaaren, die die verschiedenen Glaubenswelten miteinander verbanden.


Zwei Gottheiten werden eine

Statuette der Göttin Diana Abnoba

Datierung: 2.–3. Jahrhundert n. Chr.
Material: Buntsandstein
Maße: Höhe: 75,5 cm; Breite: 37,5 cm; Tiefe: 22,5 cm
Fundort: Karlsruhe-Mühlburg
und heute: Die Statuette ist im Badischen Landesmuseum in der Ausstellung Römer am Oberrhein zu sehen.

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    Diana, die römische Göttin der Jagd, trägt ein kurzes Gewand, dessen Träger mit einer Gewandnadel (Fibel) vor der Brust zusammengehalten werden, und Stiefeletten. Der Kopf ist abgebrochen und heute nicht mehr erhalten. Dass sie auf der Jagd ist, erkennt man auch an ihrer Körperhaltung: Die Göttin greift hinter sich, um einen Pfeil aus dem Köcher hervorzuholen. Hinter ihr erbeutet ihr Jagdhund einen Hasen. In der Inschrift der kleinen Statue steht ihr Name, DEA ABNOBA. Abnoba Mons ist der römische Name für den Schwarzwald. Die Göttin Abnoba ist eine keltische Göttin, die unter anderem als Wald- und Naturgöttin verehrt wurde. In römischer Zeit erkannten die Bewohner*innen der Provinz ihre keltische Göttin Abnoba in der römischen Diana wieder und stellten sie auch als Jagdgöttin dar. In ihrer Vorstellung wurde die römische Diana mit der keltischen Abnoba zu einer Göttin vereint.


Jupiter in Obergermanien

Jupiter-Giganten-Reiter

Datierung: um 200 n. Chr.
Material: Höhe ursprünglich: mehr als 6 m
Fundort: Sinsheim-Steinsfurt
und heute: Der Jupiter-Giganten-Reiter ist im Badischen Landesmuseum in der Ausstellung Antike Kulturen II zu sehen.

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    Die Figur gehörte ursprünglich zu einer Säule von mehr als sechs Metern Höhe. Jupiter-Giganten-Säulen sind typische Götterdenkmäler in der Provinz Obergermanien. Häufig wurden sie in der Nähe von Villen gefunden, wie vermutlich auch diese. Zu sehen ist der römische Gott Jupiter, der auf einem Pferd reitet. Als Waffe führt der Himmels- und Wettergott einen Blitzstrahl mit sich. Bei dieser Skulptur ist er aus Metall gefertigt. Jupiter schleudert den Blitz auf einen niedergestürzten Giganten. Die antike Mythologie erzählt, dass sich diese schlangenfüßigen Riesen gegen die Herrschaft der Götter erhoben hatten, im Kampf dann aber unterlagen.

    Normalerweise wird der römische Jupiter von den Römern nicht zu Pferd dargestellt. Die Darstellung eines reitenden Gottes hat als Vorbild eine keltische Gottheit. Diese identifizierten die Menschen mit Jupiter, dem obersten Gott der Römer und einer für den römischen Staat sehr wichtigen Gottheit.


Teste Dein Wissen!

Was haben die Römer mitgebracht?

Betrachte die Fotos in der Bildergalerie und entscheide:
Welche dieser Produkte, Erfindungen und Errungenschaften haben die Römer mit nach Obergermanien gebracht? Welche nicht? Diskutiert gemeinsam.

Linkliste

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