Südwestdeutscher Keramikpreis 2023

Alle drei Jahre lobt die SV SparkassenVersicherung den Südwestdeutschen Keramikpreis (SWDKP) aus. Der 2017 initiierte und mit 10.000 Euro dotierte Preis wird an keramisch arbeitende Künstler*innen aus einer der vier Förderregionen der SV SparkassenVersicherung – Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Thüringen – verliehen. Kooperationspartner der SV SparkassenVersicherung sind der Bund der Kunsthandwerker Baden-Württemberg e.V., das Keramikmuseum Westerwald in Höhr-Grenzhausen sowie das Badische Landesmuseum in Karlsruhe.

Der thematische Fokus des SWDKP 2023 liegt auf der nach funktionellen Gesichtspunkten konzipierten Gebrauchskeramik. Eine fünfköpfige Jury nominierte insgesamt zehn in diesem Bereich tätige Künstlerpersönlichkeiten und kürte aus dieser Runde einstimmig die Keramikerin Youkyung Sin aus Bad Ems als Preisträgerin 2023.

Youkyung Sin erhält 2023 den zum dritten Mal verliehenen Südwestdeutschen Keramikpreis. Ihre harmonisch komponierten Gefäßszenen überzeugten die Jury nachdrücklich.
Verwurzelt in der koreanischen Tradition, gestaltet Youkyung Sin Gebrauchsobjekte mit einer bemerkenswerten zeitgenössischen Formensprache. Souverän setzt sie eine der vielseitigsten und innovativsten Handwerkstechniken aus ihrer Heimat ein: das Buncheong. Hierzu wird ein weißer Schlicker auf einem eisenhaltigen und damit grau brennenden Ton angebracht. Dabei schimmert der Untergrund an manchen Stellen durch, was eine lebendige und metallisch anmutende Oberfläche bewirkt. Die so entstehende Vielschichtigkeit wird mit einer weiteren transparenten Glasur nochmal vertieft und zusätzlich mit einer Fülle an Stempeltechniken und Intarsien verfeinert.
Die Herstellung von Buncheong-Ware steht für Experimentierfreude. Das breite Spektrum an neuen Gestaltungstechniken setzte bei den koreanischen und später japanischen Töpfern ab dem 14. Jahrhundert eine Welle an kreativer Energie frei. Im Gegensatz zum exquisiten Porzellan war das Buncheong-Steinzeug mit seinen rustikalen und dynamischen Oberflächen von Anfang an als Gebrauchsware für den Hof als auch für das Bürgertum gedacht.
Youkyung Sin erkannte das Potenzial dieser alten Technik früh und übersetzt sie mit freier Hand in eine Ästhetik des 21. Jahrhunderts. Ihr meisterhaftes Können verschafft ihr einen großen Freiraum in der Gestaltung. Sie baut mit der Hand eine beeindruckende Variation an Formen auf und gestaltet Oberflächen mit einer berührenden Tiefe und Eindringlichkeit.
Doch nicht nur die Objekte sind von einer sinnlichen Harmonie geprägt. Auch die von ihr nachträglich komponierten Gefäßlandschaften bestechen durch eine innere und äußere Schönheit, die sich als schlichte Selbstverständlichkeit im Raum behauptet. Sie fragen danach, näher erkundet zu werden, ihre Formen in die Hand zu nehmen und ihre Materialität zu ertasten. Das Potenzial dieses Werkes macht neugierig auf künftige Arbeiten der Künstlerin.

Die Jury bestand aus Dirk Allgaier (Verleger Arnoldsche Art Publishers), Wolfgang Lösche (Leiter Galerie Handwerk München) und Prof. Martin Neubert (Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle und Preisträger des SWDKP 2020) zusammen mit Heidrun Jecht (Badisches Landesmuseum) und Dr. Nele van Wieringen (Keramikmuseum Westerwald).
Jurybegründung [PDF]

Fotos: Youkyung Sin