KulturWissen vernetzt

KulturWissen vernetzt ist der Name eines einzigartigen Kooperationsverbundes zur Populär- und Alltagskultur. Er umfasst wissenschaftliche Einrichtungen aus Museen, Universitäten und Landesstellen in Baden-Württemberg, die ein gemeinsames Ziel verfolgen: die ausdifferenzierte kulturanthropologische (ehemals volkskundliche) Wissen(schaft)slandschaft dauerhaft zu verzahnen. Grundlage ist ein strategisches Konzept zur synergetischen Stärkung des gemeinsamen Fachprofils in den Bereichen Forschung, Lehre und Wissenstransfer:

  • Durch Reflexion gemeinsamer Wissensordnungen werden Logiken der Wissensproduktion in musealer und universitärer Forschung im Hinblick auf künftige Synergien und Kooperationen analysiert.
  • Mit kooperativen sammlungsbasierte Lehrformaten werden die Studierenden an sammlungsbasierte Forschung herangeführt. Dies verankert die objektbasierte (historische) Forschung in den beteiligten Studiengängen.
  • KulturWissen kommunizieren reflektiert und verzahnt musealen und universitären Wissenstransfer.
  • Die Etablierung eines Promotionsvolontariats zielt auf die Verstetigung der Kooperation zwischen Museum und Universität durch die aufeinander aufbauende Ausbildung von Volontär*innen und Doktorand*innen.

Urbanität und Ruralität

Exemplarisch werden im Themenfeld „Ruralität – Urbanität“ museale Sammlungen mit neuen Methoden und aktuellen Fragestellungen bearbeitet. So verankern sich Museumsforschung, Objekt- und Sammlungswissen nachhaltig in der universitären Lehre.

Auch gegenwärtige Diskurse und Debatten – z.B. zur Wohnungsfrage, zu nachhaltiger Mobilität oder zu politischen Polarisierungen – spielen eine wichtige Rolle. „KulturWissen vernetzt“ verknüpft die historische Bestände mit aktuellen gesellschaftlichen Fragen und sorgt für einen Austausch mit den Bürger*innen. Dafür entwickelt der Verbund innovative Formen für den Wissenstransfer zwischen Institutionen und der Öffentlichkeit.

Museumssammlung zur Stadterweiterung Freiburg-Dietenbach

Freiburg wächst. Zwischen 2025 und 2042 soll auf dem Dietenbach-Areal im Westen der Stadt Wohnraum für circa 16.000 Menschen entstehen. Geplant sind günstige Wohnungen in einem ökologischen und lebenswerten Stadtteil. Dafür müssen Wald- und Ackerflächen weichen. Das Vorhaben war und ist umstritten, 2019 kam es zum Bürger*innen-Entscheid. Das Ergebnis: Die Bebauung des Dietenbach-Gebiets steht seitdem fest, doch die Diskussionen gehen weiter. An Freiburg-Dietenbach werden unterschiedliche gesellschaftliche Herausforderungen, Wünsche, Ängste und Ziele verhandelt. Hier verschränken sich gesamtgesellschaftliche Krisen mit lokalen Gegebenheiten und Bedürfnissen.

2021 bis 2024 begleitete ein kooperatives Sammlungsprojekt die Entstehung des neuen Freiburger Stadtteils. Partizipativ, mit Bürger*innen, Studierenden und Akteur*innen rund um Dietenbachs Themenfelder wurden Objekte gesammelt, um Dietenbach als gegenwärtigen gesellschaftlichen Prozess wissenschaftlich zu dokumentieren, archivieren und kritisch zu reflektieren. Die Objekte werden später Teil der Sammlungen des Badischen Landesmuseums.

Ausgehend von den gesammelten Dietenbach-Objekten widmete sich ein Studienprojekt des Instituts für Empirische Kulturwissenschaft der Universität Freiburg dem Freiburger Stadtteil Dietenbach. Ergebnis der Forschung ist die Ausstellung Aufbrüche und Abgründe: Freiburg-Dietenbach und die Stadt von morgen sowie die gleichnamige Publikation. Sie wurde im Wintersemester 2022/23 und Sommersemester 2023 von Studierenden des Masterstudiengangs Kulturanthropologie europäischer Gesellschaften im Rahmen ihres praxisorientierten Lehrforschungsprojekts erarbeitet.

Ihr Ansprechpartner

Dr. Matthias Möller

Leitung Landesstelle für Alltags- und Regionalkultur, Außenstelle Südbaden

T +49 (0)7633 80645 10

E-Mail schreiben

Projektleitung: Prof. Dr. Thomas Thiemeyer (Universität Tübingen), Prof. Dr. Markus Tauschek (Universität Freiburg)

Wissenschaftliche Koordination: Dr. Karin Bürkert (Universtität Tübingen), Dr. Inga Wilke (Universität Freiburg)

Projektbetreuer am Badischen Landesmuseum: Dr. Matthias Möller

Promotionsvolontärin beim Badischen Landesmuseum: Sarah Wirschke (2021–2023)

Laufzeit: Juli 2021–Juni 2027

Promotionsvolontariat

Promotionsvolontariate kombinieren die sammlungsbezogene Ausbildung eines Museums mit der (daran anschließenden) Promotion an einer Universität. Im Rahmen des Strukturverbundes KulturWissen vernetzt startete das Volontariat am Badischen Landesmuseum (Laufzeit Oktober 2021 bis September 2023). In enger Abstimmung mit dem Sammlungsprojekt zu Freiburg-Dietenbach ist es an der Schnittstelle von Stadtentwicklung und gegenwartsbezogener Dokumentation von Alltagskultur angesiedelt. Das daraus hervorgegangene Promotionsprojekt Freiburg Dietenbach. Ethnografie einer Stadterweiterung im Werden (Sarah Wirschke M.A.) wird derzeit am Institut für Empirische Kulturwissenschaft der Universität Freiburg weiterbearbeitet.


Mit freundlicher Unterstützung der
VolkswagenStiftung in der Förderlinie „Weltwissen – strukturelle Förderung für kleine Fächer“