Figur „Abisag", Entwurf: Vally Wieselthier, Ausführung: Keramische Werkstätte Vally Wieselthier Wien, 1924, Badisches Landesmuseum © Badisches Landesmuseum, Foto: Peter Gaul
Tonangebend
Starke Frauen und ihre Kunst 1918 – 1945
Als Walter Gropius 1919 das Staatliche Bauhaus in Weimar eröffnet, fasst er seine programmatischen Ziele so zusammen: „Keine Unterschiede zwischen dem schönen und starken Geschlecht. Absolute Gleichberechtigung“. Hungrig nach kreativer Tätigkeit schreiben sich überraschenderweise mehr Frauen als Männer ein. Bekannt werden allerdings nur die wenigsten. Neue künstlerische Möglichkeiten gehören ebenso wie alte gesellschaftliche Vorurteile zu dieser besonderen Umbruchszeit. Den Frauen wird viel Kraft abverlangt beim Kampf um Akzeptanz und Respekt im männlich dominierten Kunstbetrieb. Dieses weibliche Ringen um die Selbständigkeit als Frau und als Künstlerin dokumentiert nun eine neue Sonderausstellung im Keramikmuseum Staufen.
Schon seit der Zeit des Jugendstils betätigen sich Frauen an der Töpferscheibe und unterhalten eigene Werkstätten. In der Weimarer Republik kommt eine neue entscheidende Komponente dazu: Frauen übernehmen als Leiterinnen keramische Abteilungen und prägen mit ihrer umfangreichen künstlerischen Tätigkeit die Ausrichtung ganzer Keramikbetriebe. Neu ist auch, dass Frauen Unternehmerinnen werden und keramische Manufakturen gründen, mit denen sie sich gegen alle Widerstände erfolgreich auf dem Markt durchsetzen.
Anhand von zehn Künstlerinnen zeigt die Ausstellung einen Querschnitt der verschiedenen stilistischen, kulturgeschichtlichen und politischen Phänomene der Zwischenkriegszeit. Neben dem Bauhaus spielen auch weitere wichtige Zentren der Keramikherstellung eine Rolle: unter anderem die Wiener Werkstätten, die Staatliche Porzellan-Manufaktur Berlin und die Staatliche Majolika-Manufaktur Karlsruhe. In der Zeit des Nationalsozialismus sind schließlich besondere Strategien gefragt, mit denen Künstlerinnen auf die Umwälzungen und Herausforderungen der Zeit reagieren. In der Ausstellung werden nicht nur berühmte Künstlerinnen wie Eva Zeisel, Margarete Heymann-Loebenstein, Marguerite Friedlaender oder Hedwig Bollhagen vorgestellt. Gerade weniger bekannte Persönlichkeiten wie Martha Katzer oder Frauen, die gänzlich aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden sind wie Else Bach, werden gewürdigt. Insbesondere die Werke von Ilse Hohenreuther kommen einer Entdeckung gleich. Die berühmte Glasurkünstlerin Gerda Conitz vervollständigt die Runde der ausgestellten Keramikerinnen.
Tonangebend
Sonderausstellung
4. Februar 2023 – 30. November 2024
Öffnungszeiten
Mi–Sa 14–17 Uhr
So 12–17 Uhr
Eintrittspreise
Erwachsene 2,50 Euro
Ermäßigt 1,50 Euro
Zur Ausstellung gibt es einen reich bebilderten Katalog, den Sie in unserem Online-Shop oder im Keramikmuseum Staufen erwerben können.
Das Buch erscheint mit der Unterstützung der CERAMICA-STIFTUNG Basel.
Bildergalerie









Gruppe mit Mädchenfiguren, Entwurf und Ausführung: Ilse Hohenreuther, Staatliche Majolika-Manufaktur Karlsruhe, 1930, Badisches Landesmuseum © Badisches Landesmuseum, Foto: Peter Gaul
Keramikgruppe mit gestreiftem Spritzdekor, Entwurf: Martha Katzer, Ausführung: Staatliche Majolika-Manufaktur Karlsruhe , 1927–1930, Badisches Landesmuseum © Badisches Landesmuseum, Foto: Peter Gaul
Keramikgruppe mit Uranglasur, Entwurf: Martha Katzer, Ausführung: Staatliche Majolika-Manufaktur Karlsruhe, 1935–1939, Badisches Landesmuseum © Badisches Landesmuseum, Foto: Peter Gaul
„Rossebändiger“, Entwurf: Else Bach, Ausführung: Staatliche Majolika-Manufaktur Karlsruhe entworfen 1938, hergestellt bis 1962, Badisches Landesmuseum © Badisches Landesmuseum, Foto: Peter Gaul
Scheibenhenkelservice, Entwurf: Margarete Heymann-Loebenstein, Ausführung: Haël-Werkstätten für künstlerische Keramik, Marwitz, um 1928, Badisches Landesmuseum © Badisches Landesmuseum, Foto: Peter Gaul
Teeservice, Entwurf: Eva Zeisel, Ausführung: Schramberger Majolika-Fabrik, Schramberg, 1929, Badisches Landesmuseum © Badisches Landesmuseum, Foto: Peter Gaul
Wandmaske, Entwurf: Ilse Hohenreuther, Ausführung: Staatliche Majolika-Manufaktur Karlsruhe, entworfen 1929, hergestellt bis 1935, Badisches Landesmuseum © Badisches Landesmuseum, Foto: Peter Gaul
„Zwei Tiger“, Entwurf: Else Bach, Ausführung: Staatliche Majolika-Manufaktur Karlsruhe entworfen 1936, hergestellt bis 1948, Badisches Landesmuseum © Badisches Landesmuseum, Foto: Peter Gaul