Unrecht & Profit

Das Badische Landesmuseum im Nationalsozialismus

Scheinbar unverdächtig – das war lange Zeit die Rolle, die man Museen während der NS-Zeit zuschrieb. Ja, mehr noch: Durch den staatlich angeordneten Entzug von Objekten („Entartete Kunst“) galten sie sogar als Opfer. Doch mit der „Washingtoner Konferenz über Vermögenswerte aus der Zeit des Holocaust“ 1998 setzte sich die Erkenntnis durch: Alle Museen und kulturgutbewahrenden Institutionen profitierten erwiesenermaßen vom Raub an Kulturgütern aus jüdischem Eigentum. Nun stellt sich das Badische Landesmuseum seiner Vergangenheit. 

Die Ausstellung zeigt rund 70 Objekte aus den eigenen Sammlungen: Keramik, Malerei, Skulpturen und Textilien von der Antike bis zum Jugendstil. Die erstmals präsentierten Exponate sind allesamt während der NS-Zeit ihren Eigentümern unrechtmäßig entzogen worden: Sie verdeutlichen, in welchem Maße das Badische Landesmuseum von der Beraubung der jüdischen Bevölkerung profitierte. Ein Schwerpunkt liegt auf den Jahren 1933 bis 1945. Aber es werden auch zwei Erwerbungen der 1970er-Jahre vorgestellt.

Ein weiteres Thema der Ausstellung ist die Funktion des Museums als bildstarke Kulisse: Das ehemalige Residenzschloss stand im Zentrum politischer Aktionen des NS-Regimes und die Schlossfassade sowie der Platz davor wurden für Kundgebungen genutzt. Die Ausstellungsgestaltung veranschaulicht darüber hinaus die Arbeit der Provenienzforschung: Großformatige Abbildungen von Zeitungsausschnitten, Entzugslisten und Pressefotos erklären die Quellenlage und geben wichtige Anhaltspunkte bei der oft jahrelangen Spurensuche …

Zur Ausstellung ist eine Begleitpublikation erschienen (Nünnerich-Asmus Verlag & Media, 127 Seiten mit zahlreichen Abbildungen, Museumsshop 24 Euro).

Begleitprogramm zur Ausstellung

  • Führungen mit der Kuratorin

    Fr, 6.6., 11.7., jeweils 16 Uhr

    kostenfrei, ohne Anmeldung, Schloss Karlsruhe

    Dr. Katharina Siefert führt durch die Ausstellung und erläutert ihre Arbeit als Provenienzforscherin am Badischen Landesmuseum
     

  • Stadtführung: Auf den Spuren jüdischen Lebens in Karlsruhe

    So, 20.7. sowie 27.7., jeweils 11 Uhr

    8 Euro, Treffpunkt (Innenstadt Karlsruhe) wird mitgeteilt beim Erwerb des Tickets
    Ticket an der Museumskasse erhältlich oder im Online-Shop des Museums

    Die jüdische Gemeinschaft prägte Karlsruhe über viele Jahrzehnte. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts bis ins Jahr 1862 (Gesetz über die bürgerliche Gleichstellung in Baden) wurden jüdische Bürgerinnen und Bürger rechtlich nahezu gleichgestellt. Doch mit zunehme dem Antisemitismus und dem Aufstieg des Nationalsozialismus in den 1930er-Jahren begann eine systematische Entrechtung und Verfolgung. In der Führung mit Kunsthistorikerin Julia Walter erfahren sie mehr über die bewegte Geschichte jüdischen Lebens in der Stadt. 

  • Buchbare Angebote für Gruppen

    Gruppenführungen für Erwachsene und Schulklassen
    60 min., Erwachsenengruppen 75 Euro / Schulklassen 40 Euro zzgl. Eintritt

    Individuelle Terminvereinbarung beim Buchungsservice:
    Mo–Do 9–12 Uhr und 14–17 Uhr / Fr 9–12 Uhr
    T +49 (0)721 926-6520, E-Mail: service@landesmuseum.de 

  • Vergangene Veranstaltungen

    Podiumsdiskussion: Raubkunst in Baden-Württemberg?
    Do 22.5., 18 Uhr

    kostenfrei, ohne Anmeldung, Schloss Karlsruhe, Gartensaal
    Podiumsgespräch mit Provenienzforscherinnen aus Stuttgart und Karlsruhe:

    • Malena Alderete (Landesmuseum Württemberg, Stuttgart)
    • Tanja Baensch (Staatliche Kunsthalle Karlsruhe)
    • Albrecht Manegold (Staatliches Museum für Naturkunde Karlsruhe)
    • Johanna Poltermann (Staatsgalerie Stuttgart)
    • Katharina Siefert (Badisches Landesmuseum)


    Filmvorführung: "Die Wohnung" (Kinemathek Karlsruhe)
    Sa, 10.5., 19 Uhr

    8 Euro, erm. 7 Euro, Mitglieder 6 Euro, Kinemathek Karlsruhe

    Dokumentarfilm von Arnon Goldfinger (2011)
    Als Gerda Tuchler mit 98 Jahren in Tel Aviv stirbt, trifft sich die Familie zur Wohnungsauflösung. Inmitten vieler Briefe und Fotos entdeckt ihr Enkel Hinweise auf eine unbekannte Vergangenheit: Die jüdischen Großeltern waren eng befreundet mit der Familie eines SS-Offiziers.

    Eine Kooperation mit der Kinemathek Karlsruhe.

Sonderausstellung

12. April – 28. September 2025
Schloss Karlsruhe

Zur Ausstellung ist ein Begleitband erschienen, der im Shop erhältlich ist:

Publikation


Bildergalerie

Besucher betrachtet einen historischen Stadtplan von Karlsruhe
Auf einer Holztafel stehen Text-Auszüge aus dem Roman "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl", daneben befindet sich eine Vitrine mit einem rosa Plüschhasen
Besucher betrachtet ein Gemälde mit dem Porträt einer Frau
Besucher in einer Ausstellung, einige betrachten einen großen Wandbehang
Puppen-Kaffeeservice in einer Vitrine
Besucher mit Kopfhörern schauen einen Film in einer Ausstellung
Konzertflügel in einer Ausstellung
Besucherin betrachtet ein kleines Gemälde, hinter ihr steht die bemalte Holzskulptur eines Heiligen auf einem Sockel
Besucherin betrachtet leere Münzpappen
Besucherin betrachtet eine weiße Skulptur, in deren Sockel eine Uhr integriert ist
kunstvoll verzierter Mörser aus Bronze

Das Badische Landesmuseum zeigt Ereignisse aus der Zeit des Nationalsozialismus. Im Kontext der Ausstellung sind historische Quellen unverändert im Original zu sehen. Wir distanzieren uns ausdrücklich von der Ideologie des Nationalsozialismus sowie von rechtswidrigen und diskriminierenden Inhalten aller Art, die im Rahmen dieser Ausstellung wiedergegeben werden.