Unrecht & Profit
Das Badische Landesmuseum im Nationalsozialismus
Scheinbar unverdächtig – das war lange Zeit die Rolle, die man Museen während der NS-Zeit zuschrieb. Ja, mehr noch: Durch den staatlich angeordneten Entzug von Objekten („Entartete Kunst“) galten sie sogar als Opfer. Doch mit der „Washingtoner Konferenz über Vermögenswerte aus der Zeit des Holocaust“ 1998 setzte sich die Erkenntnis durch: Alle Museen und kulturgutbewahrenden Institutionen profitierten erwiesenermaßen vom Raub an Kulturgütern aus jüdischem Eigentum. Nun stellt sich das Badische Landesmuseum seiner Vergangenheit.
Die Ausstellung zeigt rund 70 Objekte aus den eigenen Sammlungen: Keramik, Malerei, Skulpturen und Textilien von der Antike bis zum Jugendstil. Die erstmals präsentierten Exponate sind allesamt während der NS-Zeit ihren Eigentümern unrechtmäßig entzogen worden: Sie verdeutlichen, in welchem Maße das Badische Landesmuseum von der Beraubung der jüdischen Bevölkerung profitierte. Ein Schwerpunkt liegt auf den Jahren 1933 bis 1945. Aber es werden auch zwei Erwerbungen der 1970er-Jahre vorgestellt: Die Klärung der Herkunft ist in einem Fall noch nicht abgeschlossen.
Ein weiteres Thema der Ausstellung ist die Funktion des Museums als bildstarke Kulisse: Das ehemalige Residenzschloss stand im Zentrum politischer Aktionen des NS-Regimes und die Schlossfassade sowie der Platz davor wurden für Kundgebungen genutzt. Die Ausstellungsgestaltung veranschaulicht darüber hinaus die Arbeit der Provenienzforschung: Großformatige Abbildungen von Zeitungsausschnitten, Entzugslisten und Pressefotos erklären die Quellenlage und geben wichtige Anhaltspunkte bei der oft jahrelangen Spurensuche …
Zur Ausstellung erscheint eine Begleitpublikation.